Das Büro

Vor kurzem hat mich der Macher des Browserspiels „Das Büro“ angeschrieben und angefragt, ob wir ein kleines Interview machen könnten, da habe ich gerne zugesagt. Der 32-jährige Game Designer und Fachinformatiker Marcel Pabst hat sich ganz alleine der Herausforderung gestellt ein umfangreiches Browsergame zu programmieren und sogar die Illustrationen selbst gezeichnet. Schön zu sehen, dass es zur heutigen Zeit noch Leute gibt, die sich diesem Kraftakt stellen und dabei auch noch erfolgreich sind.

„Das Büro“ ist ein Spiel für die gängigen Internet-Browser, bei dem es darum geht, sich innerhalb einer fiktiven Firma vom Neuankömmling bis hin zum Weltherrschenden hochzuarbeiten. Mit Hilfe von Idle- und Rollenspiel-Mechaniken und dem Ausfechten von Auseinandersetzungen mit echten und digitalen Mitarbeitenden verbessert man seinen anfangs erstellten Avatar immer weiter. „Das Büro“ ist in einem Comic/Casual-Stil gehalten und nimmt das Thema Büro, Ämter oder Home-Office auf die Schippe.

Aber lassen wir ihn selbst zu Wort kommen:


Interview mit Marcel Pabst, Programmierer und Designer des Browsergames „Das Büro“

Marcel Pabst
Marcel Pabst, 32 Jahre alt, hat das Browsergame „Das Büro“ in Eigenregie programmiert und illustriert

WebGamers:

Hallo Marcel, danke für Deine Anfrage uns ein exklusives Interview zu geben, kannst Du uns ein wenig mehr zu Dir persönlich erzählen?

Marcel Pabst:

Mein Name ist Marcel Pabst, ich bin 32 Jahre alt und habe das Projekt in Eigenregie in meiner Freizeit umgesetzt. Durch meine Ausbildung in Schwerin zum Game Designer und die des Fachinformatikers in Rostock konnte ich die Anforderungen für das Spiel gut bedienen.

Früher habe ich in verschiedenen Spielefirmen wie „Independent Arts GmbH“ Grafiken illustriert und 3D-Modelle erstellt oder animiert. Ich durfte sogar an einem „Nintendo 3DS“- und „Nintendo Switch“-Spiel mitarbeiten. In meiner Freizeit spiele ich natürlich selbst auch Videospiele, sammle sie und entwickle immer mal wieder an kleineren Projekten.

WebGamers:

Wie enstand die Idee?

Marcel Pabst:

Bevor ich meine zweite Ausbildung zum Fachinformatiker 2018 begann, habe ich in einer Firma gearbeitet, die ebenfalls an Browserspielen gearbeitet hat. Zum Schluss hatte ich als Lead Artist größeren Einfluss auf das Visuelle der Spiele. Dabei kam der Wunsch immer mehr auf, einmal ein eigenes Browserspiel zu entwickeln – ohne an Restriktionen gebunden zu sein. Browserspiele zu entwickeln, schien „schnell und einfach“ zu gehen. Denkste.

WebGamers:

Wer hat die grafische und soundtechnische Umsetzung gemacht?

Marcel Pabst:

Das Spiel verwendet lediglich digital gezeichnete Illustrationen von mir. Alle anderen visuellen Elemente wie die Benutzeroberfläche oder kleine Animationen entstanden programmatisch. Die Sounds habe ich extern gekauft, weil die Entwicklung sonst Dimensionen eingenommen hätte, die ich nicht angehen wollte.

Für das Spiel gibt es einen Ankündigungs-Trailer auf Youtube, der ebenfalls in Eigenregie entstand.

WebGamers:

Woraus besteht das Team?

Marcel Pabst:

Mir allein. Allerdings habe ich immer mal wieder versucht, andere Leute einzuspannen. Ich habe auf Freelancer- oder Gründer-Portalen gesucht, aber nach kurzem Enthusiasmus verloren alle Teilnehmer immer mehr das Interesse an dem Projekt. So schaffte es auch kein externer Code oder fremde Grafiken ins Spiel.

WebGamers:

Seit wann existiert das Projekt?

Marcel Pabst:

2017 entstand die Idee in meinem Kopf und 2018 – quasi mit Beginn meiner zweiten Ausbildung – begann die Arbeit.

WebGamers:

Wie lange war die Entwicklungszeit?

Marcel Pabst:

2018 fing ich an, erste Grafiken zu zeichnen, Ende 2022 lief die Beta auf einem Server und am 01.03.2023 habe ich es offiziell veröffentlich.

WebGamers:

Kannst Du etwas mehr über den Werdegang erzählen?

Marcel Pabst:

Ich kann auf jeden Fall hervorheben, dass ich nicht durchgängig daran gearbeitet habe. Es waren eher Phasen, da meine Freizeit sonst zu sehr in Anspruch genommen hätte. Die Entwicklung gestaltete sich nämlich doch umfangreicher als gedacht. Ich habe alles mit dem Typescript-Framework „Angular“ entwickelt, was ich parallel aber erst lernen musste. Anfänglich war der Feature-Umfang auch sehr dünn, weswegen über die Zeit einfach immer mehr Content her musste. Das bedeutete natürlich auch mehr Grafiken, mehr Security, mehr Fehler zum Beheben etc.

Ich musste mich immer wieder motivieren, es fertig zu stellen. Bei solchen Großprojekten verliert man gerne mal die Lust oder zweifelt an allem. Ich habe mir immer wieder gesagt: „Jetzt bist du schon so weit, jetzt kannst du es auch noch fix fertig machen“. Aus „fix fertig machen“ wurden dann weitere hundert Stunden Arbeit.

WebGamers:

Aktive Anzahl an Spielern?

Marcel Pabst:

Aktuell haben sich über 120 Spieler:innen angemeldet. Aktiv spielt aber nur ein Bruchteil.

WebGamers:

Nehmen die Spieler zu oder ab?

Marcel Pabst:

Die Anzahl aller Spieler:innen nimmt stetig zu, aber die Aktivität steigt nur gering. Viele probieren das Spiel kurz aus und springen dann ab. Das ist aber okay für mich. Wenn einem das Buch nicht gefällt, muss man es nicht zu Ende lesen.

WebGamers:

Welchen Spielmodus gibt es?

Marcel Pabst:

Spielmodi gibt es keine in dem Sinne. Es gibt eher eine Anzahl an Features, die den stetigen Fortschritt des Avatars unterstützen. Man kann zum Beispiel Gegenstände erhalten und verbessern, die einem in Kämpfen/Konfrontationen helfen. Ebenso kann man seine Büropflanze gießen, Erfolge erhalten, Gewerkschaften gründen, Kundenhorden abwehren oder kleine Warte-Missionen absolvieren.

Meine Intention ist es, dass man sich neben der eigentlichen Bildschirmarbeit ab und zu mal im Spiel anmeldet und ein paar Dinge klickt, um sich Belohnungen abzuholen. Quasi das Spiel für nebenbei.

Konfrontation
So sieht eine Konfrontation in „Das Büro“ aus.

WebGamers:

Welche Sprachen bietet das Spiel an?

Marcel Pabst:

Aktuell nur deutsch. Sollte das Projekt wachsen, ist Mehrsprachigkeit aber schnell umzusetzen.

WebGamers:

Hast Du einen eigenen Server?

Marcel Pabst:

Nein, ich hoste alles über einen größeren Anbieter. Mir fehlen leider die Erfahrungen in dem Bereich.

WebGamers:

Wie groß ist der Zeitaufwand für einen Spieler pro Tag?

Marcel Pabst:

Um alle täglichen Aufgaben abzuarbeiten kann es schon mal eine halbe Stunde werden. Jedoch muss man öfter mal in Spiel schauen, ob gewisse Aufgaben schon abholbereit sind. Es gibt auch Mechaniken, die ein permanentes Spielen zulassen.

WebGamers:

Wie lange dauern die Berechnungen?

Marcel Pabst:

Die Server, auf denen gehostet werden, sind sehr schnell. Es kommt natürlich auch ein bisschen auf den Rechner des Spielenden an. Ich versuche aber auch stetig die Performance zu verbessern.

WebGamers:

Gibt es schon konkrete Zukunftspläne?

Marcel Pabst:

Ich habe im Spiel eine Roadmap veröffentlich, mit kommenden Features, die ich immer mal wieder angehe. Die größten TODOs sind für mich aber die Bereitstellung einer mobilen Version sowie das Finden von Sponsoren oder Werbe-Partnern. Werbeplattformen wie Social Media sind vom Preis-Leistungsverhältnis eher nicht so hilfreich gewesen.

WebGamers:

Gibt es besondere Entwicklungen?

Marcel Pabst:

Ja, das Spiel nimmt durch Spenden und Ingame-Käufe ein bisschen Geld ein. Dadurch ist auf jeden Fall sichergestellt, dass die Server weiterlaufen. Zusätzlich gebe ich eingenommenes Geld nicht für mich aus, sondern versuche es immer mal wieder für die Verbesserung des Spiels einzusetzen (zum Beispiel Werbung).

WebGamers:

Was sind die größten Problematiken?

Marcel Pabst:

Meine größte Angst ist die Security. Ich habe mich zwar an gängigen Sicherheitsmethoden bedient, aber die Angst eines Angriffs schwingt trotzdem immer mit. Immerhin hängen hier auch Geld und Rechte der User dran.

Ansonsten ist natürlich die Freizeit der größte Faktor für mich, das Spiel am Leben zu halten und weiter zu verbessern. Der Traum wäre natürlich eine (Teil-)Eigenständigkeit, aber dafür ist das Projekt einfach zu klein.

Hauptbildschirm
Hauptbildschirm des Onlinegames „Das Büro“

WebGamers:

Betreibst Du Marketing?

Marcel Pabst:

Ja. Zuletzt über Social Media, was aber nicht so erfolgreich war, da es zu teuer für den Zweck ist. Ein paar Interessierte konnte ich gewinnen, aber das würde ich so nicht wieder angehen.

Ansonsten versuche ich mit meinem Spiel auf diversen Spieleseiten gelistet zu werden und News bzw. Interviews (wie dieses hier) zu veröffentlichen.

Ich selbst betreibe noch eine Instagram- und Facebook-Seite und erhalte eine Discord-Seite am Leben. Zurzeit suche ich nach weiteren Möglichkeiten der Vermarktung (zum Beispiel Sponsoring)

WebGamers:

Hast Du Tipps für andere Entwickler?

Marcel Pabst:

Schätzt die Größe des Projektes rechtzeitig ein. Eine Grundidee zu haben ist gut, aber bevor man anfängt zu produzieren, sollten schon mehr Gedanken geflossen sein. Schnell wird aus einem kleinen Prototyp ein viel zu großes Projekt.

Außerdem rate ich davon ab, alles selbst zu erstellen. Es ist nicht schlimm, sich Grafiken oder Sounds zu kaufen, jemanden um Hilfe zu fragen oder Quellcode zu kopieren – im Gegenteil, es kann sogar motivieren, weil man schnell an der eigentlichen Vision weiterarbeiten kann.
Und mein letzter Tipp: Entwickelt keine RPGs alleine!

WebGamers:

Gibt es bereits Auszeichnungen?

Marcel Pabst:

Nur das Schulterklopfen meiner Familie, Freunde und den Spielern. Mehr brauche ich aber auch nicht.

WebGamers:

Ist es ein kommerzielles Projekt?

Marcel Pabst:

Das Spiel ist kostenlos spielbar, enthält aber die Möglichkeit, durch Ingame-Käufe, die eigene Ungeduld zu umgehen.

WebGamers:

Gedanken zur Community?

Marcel Pabst:

Ich kann mir keine bessere Community wünschen. Fast alle sind interessiert, bringen sich ein und geben Hilfestellungen und konstruktives Feedback. Sogar auf Fehler im Spiel wird freundlich hingewiesen und geholfen. Ich bin sehr dankbar und fühle mich oft schlecht, dass ich das Spiel etwas monetarisiert habe.

WebGamers:

Deckt das Projekt die laufenden Kosten bzw. macht es Gewinne?

Marcel Pabst:

Es deckt die laufenden Kosten und ich kann, wie gesagt, etwas zurücklegen für Ausgaben, die das Projekt unterstützen wie Hilfe durch einen externen Mitarbeitenden, Werbung oder den Kauf von Software-Elementen (wie Sounds, Programm-Lizenzen etc.)

WebGamers:

Gibt es Social Media Accounts? Apps? Streaming?

Marcel Pabst:

Facebook: https://www.facebook.com/BueroSpiel/
Instagram: https://www.instagram.com/das_buero_spiel/
Patreon: https://www.patreon.com/dasbuerospiel
Merch: https://das-buero-spiel-merch.myspreadshop.de/
Discord: https://discord.com/invite/DYBw767dHe
Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=PmH8eeMWMEc&t=1s

WebGamers:

Gibt es ein persönliches Anliegen, das Du auf WebGamers mitteilen möchtest?

Marcel Pabst:

Ich hoffe, dass durch dieses Interview ein bisschen Transparenz geschaffen wurde und jede:r, der/die dieses Spiel ausprobiert, den Entwicklungsaufwand, aber auch die Leidenschaft dahinter sieht. Es ist zwar „nur“ ein Browserspiel, aber es ist ein Herzensprojekt. Jede:r darf sich eingeladen fühlen, das Spiel zu testen, sich einzubringen oder auch darüber abzulästern.

WebGamers:

Vielen Dank für das Interview! Ich wünsche Dir alles Gute mit Deinem Spiel!

1 Gedanke zu „Das Büro“

  1. Leider überhaupt nicht mein Genre an Browerspielen. Und wenn dann auch noch bereits auf der Startseite (oder im Interview) gegendert wird, bin ich gleich ganz weg.

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