Tischtennis Manager – die Story

Dann stell ich mal das erste Browsergame nach dem Relaunch von WebGamers vor: den Tischtennis Manager. Keine Angst, ich werde mein eigenes Spiel nicht lobhudeln, sondern etwas über seinen Werdegang erzählen. Vielleicht es es ja für den einen oder anderen interessant.

Once upon a time saß ich beim Layouten und dachte bei mir selbst: Da muss es doch noch mehr geben in diesem Leben! Kreativität die anerkannt wird, etwas eigenes, ein Computerspiel! Nur welches Genre? Da ich selbst eher der Stratege bin, Actionspiele seit dem älter werden nicht mehr so mag, wie wäre es mit einem Managergame? Fußball ist schon ausgelutscht, also warum nicht eine Randsportart, die ich selbst betreibe? Genau: Tischtennis soll es sein!

So oder so ähnlich könnte die Ideenfindung stattgefunden haben 😉

Es beginnt mit einer Anzeige

Wann der Gedanke entsprungen ist, weiß ich nicht mehr genau, aber ich weiß, wie es los ging. Das war am 31. Dezember des Jahres 2006 mit dieser Anzeige bei coding::board:

Das coding::board und den Thread gibt es heute noch 🙂

Der Rücklauf auf die Anzeige war mau, aber ich habe mich dann doch einem Programmierer anvertraut. Dieser begann ganz gut, jedoch wurde es zusehends zäher. Ich wartete zwischenzeitlich monatelang auf die nächste Antwort und nichts wurde mehr umgesetzt. Im Nachhinein merke ich, dass dieser Mensch mich nicht nur Zeit und Geld, sondern auch die besten Jahre der Blütezeit der Browsergames gekostet hat. Die erste lauffähige Version ging mit einer Verzögerung von vier Jahren beim Alphastart am 05.12.2010 online.

Vom ersten Programmierer zum Narren gehalten

Irgendwann reagierte der Programmierer, heute würde man wohl Entwickler sagen, nur noch auf Geldüberweisungen. Als ich schließlich Hacking Tools auf meinem Webspace vorfand, war bei mir der Ofen endgültig aus und ich schickte ihn zum Teufel.

Zu diesem Zeitpunkt lag das Schicksal des Tischtennis Managers auf Messers Schneide, aber ich hatte Glück im Unglück und fand daraufhin einen wirklich guten Programmierer. Dieser brachte zwar auch Kapazitätsprobleme mit sich, jedoch arbeiten wir bis heute erfolgreich zusammen.

Der neue Programmierer warf nicht nur sich selbst ins Rennen, sondern außerdem seine heutige Ehefrau, die aus meinen ersten Entwürfen ein wirklich ansprechendes Layout entwickelte.

Redesign und neuer Server

Nun ging es etwas professioneller voran, ein neuer dedicated Server bei Hetzner wurde bestellt und das Redesign der Seite gefiel. Am 10.12.2012 startete der Server endlich durch und läuft bis heute nahezu ununterbrochen.

Die Probleme waren von da an etwas breiter aufgestellt, denn man wird nicht von heute auf morgen erfolgreicher Spielebetreiber.

Ich musste mich um die rechtliche Absicherung kümmern, eigenes Marketing machen und mich mit meinen Kunden, den Spielern, auseinandersetzen. Gerade Letzteres hatte ich mir einfacher vorgestellt.

Ich musste lernen, dass Kritik an meinem Projekt immer einen positiven Zweck erfüllt und ich emotionslos damit umgehen muss.

Wolfgang Scheidle

Kritik tut weh

Diese Lektion habe ich schmerzlich gelernt und ich lerne jeden Tag dazu. Anfangs ist man geneigt Kritik, die gerne mal in überzogener Form vorgetragen wird, als einen persönlicher Angriff wahrzunehmen. Da muss man sich zwingen ruhig Blut zu bewahren. Ich erinnere mich speziell an die Situation kurz nach dem Start des Servers, als die ersten unkten, dass das Spiel aus diesen oder jenen Gründen zum Scheitern verurteilt sei. Tatsächlich läuft der Server nun schon seit neun Jahren. Ich meine mindestens einer der Kritiker aus den ersten Tagen ist immer noch aktiv dabei.

Auch rechtliche Probleme blieben mir nicht so ganz erspart, z.B. bekam ich eine Abmahnung von einem Spieler, weil er meinte von einem Spruch in der Signatur eines anderen Spielers persönlich beleidigt worden zu sein.

Die Sache endete schließlich mit einem kurzen Schriftverkehr unserer Anwälte und einem Hausverbot für diesen Spieler.

Der Tischtennis Manager wird nicht ernst genommen

Das Marketing hatte so seine Tücken, denn das Spiel wurde nicht so wirklich für voll genommen (ist heute noch schlimmer wie früher). Der Sport Tischtennis ist für viele nur ein Hobby, keine echte Sportart, und die mediale Präsenz der Sportart ist bescheiden.

Der Deutsche Tischtennisverband sträubte sich vehement einen Artikel über dieses Spiel zu veröffentlichen und erst eine kleine kostenpflichtige Anzeige brachte den ersten Schwung Spieler.

Die Zusammenarbeit mit Vermarktern der Bannerplätze wurde ebenso zu einer schwierigen Verhandlung, wie die Vermarktung des Games selbst. Dies lag natürlich auch an der Nichtigkeit und der geringen Reichweite des Tischtennis Managers. Bei einem Vermarkter bekam ich beispielsweise in einem Zeitraum von drei Jahren sechs verschiedene Ansprechpartner zugewiesen. Vermutlich Praktikanten denen ich wieder alles von vorne erzählen musste. Ich hatte mich kaum an einen gewöhnt, antwortete mir schon der nächste:

XXX hat unser Haus verlassen

Das Geld verdienen mit Bannern ist ähnlich schwierig, denn die TKP-Preise rutschten vom Keller in die anscheinend noch darunter liegende Gruft. Im Gegenzug wurden die Banner selbst immer größer und aufdringlicher.

1.000er Mannschaftsgrenze geknackt

Aller Widrigkeiten zum Trotz, konnte das Spiel 2014 erstmalig eine magische Hürde reißen: Es waren über 1.000 Mannschaften im Spiel angemeldet. Aus heutiger Sicht weiß ich, das bedeutet nicht viel. Das Spiel hat diese Hürde inzwischen mehrmals überwunden um sie dann kurze Zeit später wieder zu unterschreiten.

Der Trailer zum Spiel entsteht 2017

Zu den Updates im Spiel möchte ich nicht viel schreiben, deswegen hier nur die bedeutendsten Ereignisse:

  • 01.01.2013 – Mehrfachberechnungen über den Jahreswechsel verschaffen mir und dem Programmierer einen heißen Start ins Jahr 2013
  • 16.06.2015 – Der erste Ingame-Millionär löst eine Krise aus und deckt Schwächen im Wirtschaftssystem auf, die geflickt werden müssen. Mein Eingriff verärgert ein paar Stammspieler derart, dass sie das Spiel für immer verlassen
  • 2015 – Neue Vermarkter wie z.B. POGED, WE LOVE X und SEVENGAMES werden gewonnen und das Partnerprogramm bei Adcell wird aufgesetzt
  • 2016 – Es gibt ein responsive Design und die erste App wird im Oktober auf Google Play veröffentlicht
  • 2017 – Der zweite Server wird gestartet und ich habe meinen ersten eigenen Trailer produziert
  • 2018/2019 – nach der englischen Übersetzung folgen Übersetzungen ins Französische, Russische und zuletzt in die chinesische Sprache. Ein Crowdfundingversuch scheitert. Der Versuch in China Fuß zu fassen gestaltet sich sehr schwierig.

Falls es jemanden interessiert, im Forum des Spiels kann man in den Ankündigungen bis zu den Anfängen 2010 nachlesen.

ttm forum
Im Forum ist vieles bis zurück ins Jahr 2010 dokumentiert

Die größte Problematik ist für mich neue Spieler für das Spiel zu begeistern. Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle, das schlechte Standing des Sports Tischtennis habe ich ja schon angesprochen, dann wäre da noch der schlechte Ruf von Browsergames und der veränderte Zeitgeist.

Wäre das Spiel im Jahr 2006 in der heutigen Form erschienen, wäre es vermutlich ein Megahit geworden.

Wolfgang Scheidle

Wir haben vieles optimiert um den Einstieg ins Spiel zu erleichtern, z.B. haben wir aus der ersten Registrierung die E-Mailadresse weggelassen um einen schnellen Einstieg ins Spiel zu ermöglichen. Diese wird dann im Spiel abgefragt. Dann habe ich nicht nur Videotutorials gemacht, sondern die Texttutorials ingame mit einem Micro vertont.

Audioaufnahme unprofessionell, aber sonst nicht leistbar

Damit sorgte ich vor allem bei den englischen Spielern für den einen oder anderen Lacher aufgrund meiner fürchterlichen Aussprache. Ich hoffe sie wissen die Mühe trotzdem zu schätzen, denn ein Profisprecher wäre bei der Masse an Texten für mich unbezahlbar.

Die Vermarktung wird zukünftig noch schwerer werden, denn die nachfolgenden Generationen wollen lieber etwas Action, als „langweilige“ Langzeitstrategie. Die eigenen Apps sind suboptimal und die Konkurrenz wird ständig größer und besser. Nur die Nische wird mir vermutlich konkurrenzlos erhalten bleiben. Selbst wenn ich nicht die Mittel habe den Tischtennis Manager neu zu erfinden, gibt es immer wieder das eine oder andere Schräubchen, an dem ich drehen kann. Es bleibt auf jeden Fall spannend, hoffentlich noch sehr lange…

2 Gedanken zu „Tischtennis Manager – die Story“

  1. Ein schöner Beitrag zum Spiel.
    Auch ich bin ein Teil vom Spiel und möchte noch lange weiter zocken. Klar, man ist nicht immer vorne, aber auch nicht immer hinten. Gas geben, Geduld und taktische Raffinesse sind erforderlich. Dann Strategien entwickeln und den Tüftlern die Brust zeigen um mit neuen oder verbesserten Taktiken zu punkten.
    Ein richtig schöner Nebeneffekt ist die Kommunikation untereinander. Da geht es schon heftig zu. Zumindest manchmal, aber genau das ist spannend. Dann haben sich zumindest die Meisten auch wieder „lieb“.
    Wer es möchte, ich empfinde es als sehr angenehm, entwickeln sich sogar wirklich sehr nette Kontakte.
    Solche Spiele sollten unbedingt gepflegt werden.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar